Influencer Relations mit leeren Taschen – Blogger sind genervt, aber auch selbst schuld

Ich verfolge seit Monaten auf facebook die Gruppe Bloggerinnen und Blogger gesucht. In dieser Gruppe suchen Agenturen und Firmen Blogger für Kooperationen unterschiedlicher Art.

Da werden zum Beispiel Blogger gesucht, die einen Gutschein zu Erstellung von Einladungskarten erhalten und dann einen Beitrag über die tollen Karten schreiben sollen. Fashion-Blogger, die über Mode berichten, sind besonders begehrt. Aber es geht auch um Buchvorstellungen, Fitness, Lifestyle-Produkte und vieles mehr.

Die Resonanz der Blogger auf die Suchanzeigen ist recht gut, allerdings merkt man, dass es meist darum geht, Leute zu finden, die ihre Reichweite und Arbeitszeit für fast nichts hergeben. Heute ein ganz typisches Posting:

Hallo Blogger,
für unsere Kunden (junge Startups mit kleinem Budget) suchen wir günstige Artikelplätze zu den Themen Armbanduhren, Schmuck usw.
Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit haben, melden Sie sich bitte per E-Mail idealerweise mit ein paar Informationen über die URL des Blog, Reichweite und Zielgruppe sowie Vorstellungen zu Kooperationsmöglichkeiten.
Wir freuen uns auf Eure Anfragen unter …

Diese jungen Startups mit kleinem Budget können immerhin eine Agentur mit der Suche nach Bloggern beauftragen. Das spricht eigentlich schon dafür, dass diese dann doch über ein gutes Budget verfügen, denn wie könnten sie sich sonst eine Agentur leisten?

Tatsächlich ist es genau dieses Dilemma für die Blogger. Da fragen Agenturen, die sich ihre Arbeitszeit schließlich auch gut bezahlen lassen, bei Bloggern nach Gastartikeln und Sponsored Posts – doch der Blogger soll dafür nur ein Almosen (wenn überhaupt) erhalten. Die Agenturen verdienen gut daran, denn sie berechnen die Artikel nach ihren tatsächlichen Preisvorstellungen. Teilweise hört man das auch im Gespräch mit den Agenturen. Dem Kunden wird pro Beitrag Betrag X in Rechnung gestellt, die Blogger/innen bekommen davon gerade einmal ein paar Prozent. Sind mehrere Agenturen hintereinandergeschaltet, zahlt der Kunde stolze Preise – doch beim Blogger kommt davon kaum etwas an.

Für Blogger und Influencer ist sehr oft kein Geld da - aber kooperieren will man. Am Besten noch mit vielen Vorgaben und Wünschen. (Foto: Copyright: <a href='www.stockunlimited.com/#eyJpZCI6IjI3NTg0In0'>StockUnlimited</a>)
Für Blogger und Influencer ist sehr oft kein Geld da – aber kooperieren will man. Am Besten noch mit vielen Vorgaben und Wünschen. (Foto: StockUnlimited)

Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Mein bestes Beispiel war ein StartUp, das mich über Wochen täglich kontaktierte (am Telefon und per Mail) – jeden Tag eine andere sehr junge Person (wohl Praktikanten) , alle mit weinerlichem Unterton und wenig Ahnung.

Ich solle doch bitte, bitte über ihr tolles StartUp berichten. Man habe überhaupt kein Geld und man wäre doch so auf Leute wie mich angewiesen. Tatsächlich rühmte man sich auf der Startseite dieses Unternehmens damit, mehrere Millionen Venture-Capital-Finanzierung von führenden Vernture Capital-Gesellschaften erhalten zu haben. Bei genauerer Recherche konnte man feststellen, dass dieses Unternehmen aus dem Bereich Lieferdienste sogar Fernsehwerbung und ganzseitige Anzeigen schaltete. Nur für mich, den Blogger, der täglich ums Überleben kämpft, hatte man nicht einen Cent über.

Ein Einzelfall? Nein, das ist die Regel. Hier ein anderes typisches Posting:

Wir suchen Blogger, die unsere personalisierten Servietten oder personalisierten Hershey’s Kisses testen und vorstellen möchten. Die Vergütung ist die Ware – bei Interesse bitte den Link zum Blog per Nachricht schicken.

Toll, oder? Da gibt es eine Packung Schokolade und Servietten – und dafür wird dann erwartet, dass der Blogger ausgiebig das Produkt bespricht, eigene Fotos herstellt und bearbeitet und dann idealerweise noch eine mindestens sechsstellige Besucherzahl pro Monat vorweisen kann.

Ein anderes Beispiel:

Guten Morgen,
Wir von 4betterdays sind auf der Suche nach Bloggern / Influencer ?!
Wer von euch hat Interesse an einer Kooperation zu folgenden Themen. #nachhaltikeit #gesundleben #echteshandwerk #schütztdiekmus
– Garten (Hochbeete, Hängematten etc….)
-Kinderspielzeug (ERZI, Motorik etc…)
– Home & Interior (Dekoration et…)
Bei Interesse bitte meldet euch gerne per PN oder info@4betterdays.com
Ganz liebe Grüße aus Tirol

Auf diese Suche, die etwas schnell hingeschrieben wirkt,  gibt es über 40 Reaktionen und sechsunddreißig Lesern gefällt der Beitrag. Könnte ja mal ein ordentliches Angebot sein. Viele schreiben eine PN – und einige kriegen darauf nicht einmal eine Antwort. Also wieder Zeit vergeudet. Denn auch hier geht es wieder nur darum, möglichst günstig Reichweite zu erhalten, wie die Kommentare zeigen:

Schade, zuerst netten Kontakt gehabt und nachdem die E-Mail mit meinem Pricing raus war, kam nie wieder was zurück

oder

Wir haben eine Rückmeldung erhalten. Es gibt leider keine Vergütung, nur einen Gutschein für den Shop

Ich weiß nun in diesem speziellen Fall nicht, wieviel der Gutschein wert ist, aber oft erwartet man sogar, dass der Blogger für das zu besprechende Produkt noch selbst Geld ausgibt oder den Artikel nach Test und Foto dann wieder in der Originalverpackung verpackt zurückschickt.

Zwei-Klassen-Gesellschaft – Blogger müssen „nein“ sagen

Die gleichen Firmen, die sich bei Bloggern so knauserig verhalten, schalten Werbeanzeigen, drucken Prospekte, buchen Tv-Spots und platzieren Onlinewerbung auf großen Portalen und akzeptieren hier ganz selbstverständlich marktübliche Preise. Sie selbst würden ihre Produkte niemals unter Wert verkaufen – erwarten aber genau das von den Bloggern.

Das Hauptproblem liegt darin, dass die Anbieter von Kooperationen mit der Kleinstvergütung für Blogger immer wieder durchkommen. Das heißt, es gibt einfach genug Blogger, die sich auch noch über einen Strohhalm freuen würden und diesen als Vergütung für eine Arbeit akzeptieren, die deutlich mehr wert wäre.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Und so lange es Blogger gibt, die sich unter Wert verkaufen und für drei, vier Stunden Arbeit einen Gegenwert von zum Beispiel 20 Euro akzeptieren, so lange wird es diese Angebote geben.

Es sind also bestimmte Blogger selbst, die diese Preise für alle drücken. Blogger, die nebenbei einen Blog haben und nicht auf Einnahmen angewiesen sind. Die hauptberuflich etwas anderes machen und daraus ihre Einnahmen generieren. Das Blog ist ein Hobby – und Hobbies dürfen Geld und Zeit kosten. Die Belohnung ist die Anerkennung. Freundliche Kommentare und Follower auf Instagram oder facebook.

Die Verlierer dabei sind die, die von ihren Blogs leben müssen oder leben wollen. Sie können noch so professionell vorgehen – es nutzt ihnen nur, wenn sie eine so große Reichweite haben, dass man diese nicht auch mit ein paar Nebenbei-Bloggern erreichen könnte.

Der faire Preis für einen Blog-Artikel

Wer auf die Einnahmen angewiesen ist, wird anders kalkulieren: Er wird die Arbeitszeit mit einem normalen Stundensatz abrechnen und darüber hinaus auch seine Reichweite als Wert verstehen. Er wird kalkulieren, wie die Auftraggeber selbst.

Die abzurechnende Arbeitszeit könnte so aussehen:

2 Stunden Kontakt mit dem Kunden
2 Stunden Recherche und Redaktion
3 Stunden Fotografie und Bearbeitung
Eine Stunde Verwaltung/Rechnung/Dokumentation

Das entspräche mit insgesamt acht Stunden Arbeitszeit einem Tagessatz – für nur einen ausführlichen Artikel mit selbst hergestellten guten Bildern. Je nach persönlichem Tagessatz kann man hierfür allein 500 bis 1.000 Euro ansetzen. Schließlich muss von diesen Einnahmen auch der eigene Geschäftsbetrieb anteilig bezahlt werden.

Wer das alles für 20 Euro oder einen Gutschein über 10 Euro anbieten mag, der beutet sich selbst in einem Maße aus, dass eigentlich nicht mehr nachvollziehbar ist. Er oder sie wird früher oder später die Lust am Bloggen verlieren, das Blog wird seltener aktualisiert, dann erst Besucher verlieren und schließlich abgeschaltet. Dass der oder die Blogger/in mit diesem Vorgehen auch vielen anderen Bloggern geschadet hat, überrascht nicht, wird aber meist nicht bedacht.

Blog-Artikel sind nachhaltig: Langfristwirkung nicht unterschätzen

Ein guter Blog-Artikel ist nachhaltig – und deshalb ist es auch falsch, nur auf die aktuelle Reichweite zu sehen. Ein guter Blog-Artikel bleibt bestehen und wandert über die Zeit auch in Suchergebnissen bei Google nach oben. Wir haben auf unseren Seiten diese Entwicklung mehrfach beobachtet. Zunächst erreicht ein Artikel vielleicht nur ein paar hundert Leser, doch über den Zeitraum eines Jahres werden oft mehrere tausend bis gar mehrere zehntausend Leser registriert.

Vergleichen wir solche Zahlen mit den Anzeigenpreisen der weit weniger nachhaltig wirkenden Zeitschriften, so müsste ein Blog-Artikel auf einem guten und reichweitenstarken Blog mehrere tausend Euro kosten. Diese Reichweite sollte nämlich auch in den Preis eingehen und zusätzlich zum Arbeitsaufwand berechnet werden. Auf einem weniger starken Blog kommen immerhin noch mehrere hundert Euro zusammen.

Aber der Preis muss auch durchsetzbar sein. Wir werden dazu professioneller werden müssen und so auch eine Zweiklassen-Gesellschaft bei den Blog-Kooperationen und bezahlten Beiträgen einführen. Die Amateur- und die Premiumliga.

Premium-Netzwerke sind die Antwort

Lassen wir die Anbieter ihre Deals mit den Amateuren machen. Wir werden das nicht verhindern können. Sie werden ihre Erfahrungen machen – und dabei auch merken, dass viele dieser Kooperationen ihre Erwartungen nicht erfüllen. Viel Arbeitszeit verschlingen und weniger Reichweite und Ergebnisse bringen, als zunächst erhofft.

Wir werden ein qualitativ wesentlich besseres Netzwerk mit engagierten und professionellen Bloggern und Influencern aufbauen und für die Auftraggeber, die Qualität und Reichweite haben möchten, ein attraktiveres Angebot machen. Teurer, aber deutlich besser.

Wir müssen uns dazu zusammentun und ein Premium-Netzwerk starten. Ein Netzwerk, wo die Blogger/innen und Influencer auch das bekommen, was sie wert sind. Wo Abrechnungen transparent sind und nicht zig Agenturen die tatsächlichen Zahlungen an die Blogger vervielfachen, wenn es um die Abrechnung mit den Kunden geht.

Wo die Vielzahl unseriöser Angebote die Netzwerk-Partner garnicht mehr erreicht und dadurch die Arbeit mit Kooperationen für alle effizienter und zielführender wird.

Wir haben mit Influencer-Relations.de jetzt in einem ersten Schritt ein neues Portal geschaffen, dass als Vermittler zwischen Influencern und Auftraggebern fungieren wird. Die Influencer können sich auf dem Portal anmelden, sich selbst vorstellen und bei vermittelten Aufträgen berechnet die Agentur Avandy GmbH, die das Portal betreibt, den Kunden fixe 15 Prozent auf den Betrag, den die Blogger und Influencer erhalten. Sie arbeitet als Vertriebsplattform für Influencer und als Bindeglied zum Auftraggeber.

Markus Burgdorf

 

 

 

 

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